Sonntag, 28. April 2019

Zwischen den Welten - von Patagonien nach Kolumbien

Mit dem Übernachtbus steuerten wir Mendoza an und ließen Patagonien gänzlich hinter uns. Die Zeit war reif dafür. Ich hatte wirklich keine Lust mehr auf Kälte und karge, schroffe Landschaften. Unsere Idee war von da aus über die Anden nach Valparaíso in Chile zu kreuzen um von Santiago aus unseren Flieger nach Kolumbien zu nehmen. "Wunderbares Klima" war der erste Eindruck, nach dem Verlassen des Busses in Mendoza. Palmen, morgens schon angenehm warme Sommerluft wie im besten Klima was ich mir vorstellen konnte.
Im Hostel wurden wir auch wunderbar willkommen geheißen mit Frühstück inklusive Crêpes mit "Dulce de Leche", der süßen, karamellisierten Kondensmilch und der Spezialität der Argentinien, mmmh.
Anschließend streunten wir aus um uns im Stadtzentrum umzusehen. Auffällig war zunächst, dass keine Hunde weit und breit auf den Straßen zu sehen waren. Das hatte ich weder in Chile noch in Argentinien in meinen 3 Monaten zuvor erlebt. Es gibt in Mendoza seit wenigen Jahren eine Initiative, die die Hunde einfängt und kastriert wieder entlässt und daher ist das Problem vor Ort scheinbar gelöst. Die Stadt war in Gänze wundervoll schön, gepflegt, geordnet und grüüün. Das Aufleben der Natur beflügelte mich ungemein und verlieh eine Art Schub der positiven Energie, wie der Frühling nach einem kargen Winter in Deutschland. Und das obwohl auch Mendoza von Wüste umgeben ist. All das wird nur durch ein ausgeklügeltes Stadtbewässerungssystem möglich gemacht. An jeder Straße gehen Wassergräben entlang, die cerca einmal im Monat abwechselnd geflutet werden um den Bäumen Wasser zu spenden, denn regnen wird es dort so gut wie nie. Auch nur so wird die Herstellung des vielen Weins ermöglicht, für den die Region berühmt ist. Es ist Spitzenwein der dort angebaut wird und einen Abend im Restaurant gönnten auch wir uns einen Tropfen des guten Santa Julia. Und Rico machte die Erfahrung des "besten Steaks in seinem Leben". 

Die berühmten argentinischen Comicfiguren von Malfalda


Leider nur hielt diese positive Stimmung nicht lang an, denn in der Nacht bekamen wir in unserem Hostelbett Besuch. Ungebetenen und lästigen Besuch, als Rico im Scheine seiner Handylampe Bettwanzen ertappte uns auszusaugen. Leider zu spät, wir trugen einige Stiche davon und das verfluchte Gefühl mit uns, dass noch weitere mit in unserem Gepäck wandern. Denn das Problem mit den Plagen kannte ich ja schon von vorherigen Attacken. Zum Glück war es wohl diesmal anders und keine kam mit uns. Puhhh... Wir nahen dennoch Reißaus über Ländergrenzen indem wir wiedereinmal Bus fuhren, wiedereinmal über die Anden nach Chile.

Nachdem wir die für uns wunderbar, grüne, wie eine Oase, europäisch anmutende Hauptstadt des argentinischen Weinanbaus mitten in der Halbwüste verließen, ging es nun direkt in die für Mendoza und den Wein überlebenswichtigen da (schmelz)wasserspendenden Anden hinein. Viele Kilometer talaufwärts hinauf zum Pass waren, wie die letzten Wochen schon gekennzeichnet von nacktem, kargen Fels, Schotter und Sand sowie vereinzelten verfallenen Hütten im Nichts. Reste einer ehemaligen Bahnlinie zeugten  von der Wichtigkeit dieses Übergangs auch schon in der Vergangenheit, der selbst schon in der Inkazeit genutzt wurde. Das Highlight der an sich unspektakulären Auffahrt war der, wenn auch nur sehr kurze Ausblick auf den majestätisch anmutenden, höchsten Berg Argentiniens und gleichfalls ganz Amerikas und auch außerhalb des Himalayas und Asiens höchste Berges der Erde namens Aconcagua mit 6.971 Metern .

So schlängelten wir uns Kehre für Kehre nach unten


Auf der Passhöhe des Paso de la Cumbre auf 3.834 Metern war wieder einmal die Luft ganz schön knapp, jedoch das spezielle chilenische Einreiseprozedere mit Totalcheck eher ausgeprägter Natur. 
Danach ging es auf der viel steileren Serpentinenstraße hinunter in die, nun endlich auch wieder von den riesigen Kakteen begleitet, von unzähligen Weinbergen gekennzeichneten Ebenen in Richtung Küste immer wieder mit spektakulären Blicken auf die vergletscherten 6000er der Anden im Rücken. Nach einigen Stunden erreichten wir wieder den Pazifik und nach wenigen  Minuten waren auch wieder die bunt bis in die Wolken scheinend bebauten Hügel von Valparaíso zu sehen. Für mich eine Rückkehr an diesen Ort der facettenreichen Kunst, Kultur und unzähligen Farben, für Rico die schöne Premiere.
So verlebten wir noch einige Tage und sahen auch für mich neue Seiten dieses so vielfältig bunten aber auch armen und doch so pulsierend lebendigen Fleckchens Chiles. 


Wir fanden unter zahllosen kleinen und süßen Cafés das von Ricardo, welcher uns viel von peruanischem Café und den Anbauregionen erzählte...was für uns wenig später noch eine ungeahnte Bedeutung erfahren sollte, zu diesem Zeitpunkt, an dem wir schon die Tickets für unser nächstes Abenteuer "Kolumbien" in der Hand hielten. 

So nahmen wir von der Stadt des chilenischen Helden und Nobelpreisträgers der Literatur Pablo Neruda endgültig Abschied, um von Santiago nach Lima zu fliegen, wo uns nur ein kurzer Zwischenstop in Perus Hauptstadt über Nacht vor dem Weiterflug in die Stadt des Kokain Kartells von Pablo Escobar bevorstehen sollte...Eigentlich!